Aufklärung durch Kunst
1. These: Ein Merkmal der modernen Kunst ist das Motiv der Aufklärung über den Bestand der subjektiven, sozialen und dinglichen Wirklichkeit.
In der Modernen Kunst ist das Ideal des „Schönen“ durch den Anspruch auf Wahrheit abgelöst. Kunst wird zur ästhetischen Aufklärung bis ins Detail. Und die Einzelheiten der modernen Welt sind nicht unbedingt schön oder ideal. Schönes findet sich zwar auch, doch ist das Problematische in der Wirklichkeit vorherrschend. Da das „Hässliche“ in der medialen Darstellung aber hauptsächlich geschönt (ästhetisiert) dargeboten wird, drängt es verantwortungsbewusste Menschen zur Aufdeckung des Verschleierten. Die Wahrheit, die durch Kunst artikuliert wird, erschließt sich durch sinnliche (ästhetische) Erkenntnis.
2. These: Aufklärung erfolgt nicht als Urteil sondern als Darbietung der Prozesse und Bereitstellung der Elemente des Wirklichen.
Aufklärung durch Kunst bedeutet nicht, dass in der Kunst Urteile formuliert werden. Das Formmerkmal der Werke und Kunstobjekte ist die Struktur der Verhandlung der Elemente. Und diese Form fordert den Betrachter zur Beteiligung am inszenierten Prozess heraus. Jedes Kunstobjekt ist nur in Prozesskategorien erfahrbar.
3. These: Ästhetische Aufklärung fordert vom Betrachter den Akt der Urteilsfindung.
Jeder Rezipient, wenn er sich auf die Kunst einlässt, wird zum Prozessbeteiligten. Die Erfahrung der modernen Kunst hat kaum noch etwas mit dem bürgerlichen „Kunstgenuss“ zu tun. Wenn doch etwas in dieser Richtung zu erwarten ist, dann kann es nur der Genuss sein, angesichts eines Kunstobjektes zur ästhetischen Erkenntnis vorgedrungen zu sein.
Nach Anerkennung des Aufklärungsmotivs der Kunst ergibt sich folgerichtig ein Qualitätsanspruch: Kunstwerke müssen so formuliert sein, dass sie einsichtig (evident) und aufrichtig (unverfälscht) sind.