Aufklärung durch Kunst

1. These: Ein Merkmal der modernen Kunst ist das Motiv der Aufklärung über den Bestand der subjektiven, sozialen und dinglichen Wirklichkeit.

These1-1 Horst Janssen - Selbst 1971 These1 Alfred Hrdlicka - Gegendenkmal 1983-1986 These1 Dieter Asmus - Die Fixerin 1991 These1 Frans Hals - Malle-Babbe 1633-1635 These1 Juergen Stoelting - Nach der Lawine 1973 These1 Otto Dix - Die Skatspieler 1920

In der Modernen Kunst ist das Ideal des „Schönen“ durch den Anspruch auf Wahrheit abgelöst. Kunst wird zur ästhetischen Aufklärung bis ins Detail. Und die Einzelheiten der modernen Welt sind nicht unbedingt schön oder ideal. Schönes findet sich zwar auch, doch ist das Problematische in der Wirklichkeit vorherrschend. Da das „Hässliche“ in der medialen Darstellung aber hauptsächlich geschönt (ästhetisiert) dargeboten wird, drängt es verantwortungsbewusste Menschen zur Aufdeckung des Verschleierten. Die Wahrheit, die durch Kunst artikuliert wird, erschließt sich durch sinnliche (ästhetische) Erkenntnis.



2. These: Aufklärung erfolgt nicht als Urteil sondern als Darbietung der Prozesse und Bereitstellung der Elemente des Wirklichen.

These2-1 Duan Hanson - Touristen 1970 These2 Daniel Spoerri - die Unbekannte aus der Seine 1990 These2 Johannes Gruetzke - Der Fortschritt ist unaufhoerlich 1973 These2 Juergen Klauke - Sonntagsneurosen 1990-1991 These2 Richard Lindner - After Telephone 1963 These2 Wolfgang Petrick - Touristen 1970

Aufklärung durch Kunst bedeutet nicht, dass in der Kunst Urteile formuliert werden. Das Formmerkmal der Werke und Kunstobjekte ist die Struktur der Verhandlung der Elemente. Und diese Form fordert den Betrachter zur Beteiligung am inszenierten Prozess heraus. Jedes Kunstobjekt ist nur in Prozesskategorien erfahrbar.



3. These: Ästhetische Aufklärung fordert vom Betrachter den Akt der Urteilsfindung.

These3-1 Salvatore Dali - Political Analysis These3-Alfred Hrdliczka - Acht Zigaretten pro Hinrichtung These3-Daniel Richter - Tarifa Das Boot ist Voll 2001 These3-Marisol Escobar - Der Besuch 1964 These3-Renato Guttoso - Kreuzigung 1941

Jeder Rezipient, wenn er sich auf die Kunst einlässt, wird zum Prozessbeteiligten. Die Erfahrung der modernen Kunst hat kaum noch etwas mit dem bürgerlichen „Kunstgenuss“ zu tun. Wenn doch etwas in dieser Richtung zu erwarten ist, dann kann es nur der Genuss sein, angesichts eines Kunstobjektes zur ästhetischen Erkenntnis vorgedrungen zu sein.

Nach Anerkennung des Aufklärungsmotivs der Kunst ergibt sich folgerichtig ein Qualitätsanspruch: Kunstwerke müssen so formuliert sein, dass sie einsichtig (evident) und aufrichtig (unverfälscht) sind.