Abstraktion und Konkretion
1. These: Alle gegenständliche Malerei zeigt nicht die Sache selber, sondern ein Bild der Sache. Diese Bilder sind also Abstraktionen.
Deutlich wird das, wenn man beispielsweise auf einen gemalten Tisch eine Tasse abstellen wollte. Und über die Wiesen vor Greifswald, die C. D. Friedrich gemalt hatte, wird nie ein Mensch gehen können. Abstraktion ist also immer die Übersetzung eines Sachverhaltes in ein Zeichensystem – sprachlich, musikalisch oder bildlich.
2. These: Naturalismus und Realismus sind demnach Kategorien der Abstraktion. Und gegenständliche Abstraktion ist dann gelungen, wenn mit den Zeichensystemen das jeweils Wesentliche zum Ausdruck gebracht wird.
So wird jedes Portrait auch Elemente des Lebenslaufes sichtbar machen, die Darstellung einer Szene weist über den Moment hinaus, selbst ein Genrebild verdeutlicht am Beispiel eine allgemeinere Lebenssituation.
3. These: Abstraktion bedeutet zugleich auch die subjektive Stellungnahme zu den empirischen Erscheinungen.
Es ist der Künstler, der abstrahiert. Als Subjekt hat jeder Künstler seine eigene Art, die Erscheinungen der Welt wahrzunehmen. Und entsprechend der subjektiven Wahrnehmung vollzieht sich die künstlerische Abstraktion.
4. These: Konkret ist dann alles, was gemeinhin als Abstraktion bezeichnet wurde. Konkret ist in dem Sinne jedes Gebilde, das nicht auf Äußeres verweist sondern einzig sich selbst der Wahrnehmung darbietet.
Das Kunstwerk ist somit ein autonomer Gegenstand, d.h. ein Teil der Wirklichkeit. Er ist vom Menschen gemacht, mit der Funktion über sich selbst zu berichten. Gebunden ist konkrete Kunst einzig an ihre Erfahrung und Wirkung auf die Sinne.